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Videoaufnahmen in Toilette der Hochschule Osnabrück

Posted in Pressemitteilung, and Stellungnahmen

als Landes-Asten-Konferenz sehen wir uns in der Verantwortung für die Interessen der Studierenden in Niedersachsen einzutreten und bitten Sie daher nachdrücklich, sich des Vorfalls am Institut für Musik (IfM) an der Osnabrücker Hochschule anzunehmen.

Im Januar wurde bekannt, dass eine Minikamera auf einer Damentoilette des Instituts für Musik Ihrer Hochschule installiert war. Ein entsprechendes Ermittlungsverfahren der Polizei läuft seit dem 12.01.20. Die Räumlichkeiten des Instituts werden außerdem von der städtischen Musik- und Kunstschule genutzt, sodass derzeit seitens der Stadt Osnabrück nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch Kinder gefilmt wurden. Bei einem beschuldigten Studenten der Hochschule wurden Datenträger sichergestellt, deren Auswertung momentan läuft, was laut Polizei jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Aus diesem Grund ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar, in welchem Zeitraum gefilmt wurde, an welchen Orten Aufnahmen gemacht wurden und ob Menschen darauf zu sehen sind. Sollte es betroffene Personen geben, sollen diese identifiziert und von der Polizei informiert werden. Wie genau diese Identifikation ablaufen soll, konnte die Polizei noch nicht genauer erläutern.


Dass bereits drei Artikel in der Neuen Osnabrücker Zeitung zu dem mutmaßlichen Vorfall am IfM erschienen sind, die Hochschulleitung oder das Institut selbst sich jedoch gegenüber Studierenden noch nicht geäußert haben, sorgt bei vielen

Studierenden für Verunsicherung. Darüber hinaus haben die teilweise
widersprüchlichen Informationen der Zeitungsartikel und das Fehlen von gesicherten
Informationen aus einer Hand dazu geführt, dass sich Gerüchte und Halbwahrheiten
verbreiten, die diese Verunsicherung noch verstärken.


In Anbetracht der Tatsache, dass in den vergangenen Monaten diese Art von
sexualisierten Übergriffen gehäuft öffentlich wurde (Uni Trier, Monis Rache Festival,
Fusion Festival), sehen wir auch den Vorfall am IfM nicht als Einzelfall. Es ist wichtig
potenzielle Betroffene zu begleiten und zukünftige Betroffene zu schützen.
Schweigen ist hierbei immer eine Waffe des Täters und ignoriert das Recht und das
Bedürfnis der möglichen Betroffenen auf Aufarbeitung und Begleitung. Direkte
sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist immer eingebettet in gesellschaftliche und
strukturelle Machtverhältnisse, die Frauen benachteiligen. Deshalb ist es wichtig
Übergriffe, wie sie auch am IfM geschehen sind, in diesem Kontext zu betrachten und
sie als sexualisierte Gewalt zu erkennen, zu thematisieren und dagegen Position zu
beziehen.
Wir stehen bezüglich des Vorfalls sowohl mit studentischen Initiativen der
Hochschule als auch den Studierendenschaften vor Ort in Kontakt und teilen das
gemeinsame Interesse einer schnellstmöglichen öffentlichen Aufarbeitung durch die
Hochschulleitung. Unserer Ansicht nach würde dies dazu beitragen, derzeitigen
Spekulationen und Unsicherheiten unter den Studierenden, aber auch den
Mitarbeiter*innen des Instituts entgegenzuwirken.

Uns ist bewusst, dass es ein Ermittlungsverfahren gibt und gewisse Informationen aus
diesem Grund nicht veröffentlicht werden können. Dennoch sollte über grundlegende
Sachverhalte aufgeklärt werden, zum Beispiel:

  1. Es gab vermutlich einen sexistischen Übergriff am Institut für Musik. Es wurde
    eine Kamera auf einer Damentoilette gefunden.
  2. Momentan läuft ein Ermittlungsverfahren, weshalb gewisse Informationen noch
    nicht von der Polizei veröffentlicht werden konnten.
  3. Es gibt Datenmaterial, dessen Sichtung und Auswertung derzeit im Gange ist.
    Sollten Menschen auf Aufnahmen zu sehen sein, werden sie identifiziert und von der
    Polizei informiert.
  4. Sobald es seitens der Polizei gesicherte Informationen zu Zeitraum und genauem
    Ort der möglichen Aufnahmen gibt, wird die Hochschulleitung die Studierenden
    darüber in Kenntnis setzen.
  5. Die Hochschule setzt sich aktiv gegen jede Form von sexualisierter Gewalt ein
    und bietet Betroffenen Hilfe an. Es gibt Anlaufstellen innerhalb und außerhalb der
    Hochschule, über die informiert werden sollte.
    Außerdem sollten weiterführende Maßnahmen von der Hochschule getroffen werden,
    um derartige Übergriffe in Zukunft zu vermeiden. Eine Sensibilisierung der
    Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden der Hochschule für diese Form
    sexualisierter Gewalt halten wir für dringend notwendig. Auch eine Schulung des
    Personals wäre eine Präventivmaßnahme, die wir als unerlässlich erachten.
    Die Universität Bielefeld hat vor kurzem aus gegebenem Anlass präventive
    Maßnahmen getroffen, die beispielsweise die Schulung des Reinigungspersonals und
    die Aufklärung aller Studierenden umfassten. Dort wurden Räume für Betroffene
    solcher Übergriffe geschaffen und es fand ein sensibler Umgang mit der Thematik
    statt. Vielleicht bietet es sich an, mit der Hochschule in Bielefeld in Kontakt zu treten,
    sich auszutauschen und Handlungsideen zu sammeln.
    Wir halten ein öffentliches Statement und eine Sensibilisierung zu dieser Thematik
    seitens der Hochschulleitung, auch abseits des mutmaßlichen Vorfalls am IfM, für
    unabdingbar. Dass dies nun fast 3 Monate nach Bekanntwerden des Vorfalls, trotz der
    Veröffentlichung von drei Artikeln in der Lokalpresse, noch nicht geschehen ist,
    kritisieren wir ausdrücklich.