Vor dem ersten Treffen der Projektarbeitsgruppe „landesweites Semesterticket“ bei der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) am Mittwoch, 29. Oktober 2014, fordern Studierendenvertreter*innen Transparenz in den Vertragsbeziehungen mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVUs) sowie die Rückkehr zu einer fairen Preisgestaltung beim Semesterticket.
Die von der LNVG unter Beteiligung von EVUs, den Aufgabenträgern des ÖPNV sowie Vertreter*innen der Studierendenschaften initiierte Projektarbeitsgruppe geht auf eine Mobilitätskonferenz im Niedersächsischen Landtag im Juli diesen Jahres zurück. Zu dieser Konferenz hatte die SPD-Fraktion im Landtag eingeladen, nachdem die LandesAstenKonferenz Niedersachsen (LAK) ein Positionspapier zum Semesterticket für die Studierenden an den niedersächsischen Hochschulen veröffentlicht hatte.
Aus Sicht der Semesterticketbeauftragten der niedersächsichen Studierendenschaften, die sich innerhalb der LandesAstenKonferenz in der sogenannten Verkehrs-LAK organisieren, existieren vor allem in den Bereichen Preisgestaltung und Transparenz die größten Probleme.
Die regelmäßige Ausschreibung von Bahnstrecken führt zu einem vermehrten Betreiberwechsel, zumeist zu Lasten der Deutschen Bahn als ehemaligem Alleinbetreiber, an private Bahnunternehmen. Der so entstehende Zuwachs an Verhandlungspartnern bedeutet für die Studierendenschaften einen enormen Arbeitsaufwand und verstärkt die oben genannten Problemlagen. Die niedersächsischen Studierendenschaften verhandeln aktuell mit bis zu sechs Vertragspartnern.
Betreiberwechsel sind oft mit deutlichen Preisaufschlägen auf das Semesterticket verbunden. So übernimmt beispielsweise mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2014 das Unternehmen erixx vier Strecken von der DB Regio, das sogenannte DINSO II-Netz. Im Herbst 2013 hatte die erixx seine Preisvorstellungen an die Studierendenschaften übermittelt und dabei einen Aufschlag von teilweise über 15 Euro pro Semester und Studierenden gegenüber der alten Betreibergesellschaft gefordert. »Verhandlungen mit dem Unternehmen erixx über diese extreme Preiserhöhung waren nicht möglich. Erst nachdem das zuständige Gremium an der Uni Hannover die Annahme dieser Preisforderung kategorisch ausgeschlossen hatte, sah sich die erixx gezwungen, allen niedersächsischen Studierendenschaften ein günstigeres Angebot zu unterbreiten«, sagt Bastian Saß, Finanzreferent im AStA der Uni Hannover.
Markus Grebenstein, Semesterticketbeauftragter im AStA der TU Braunschweig ergänzt: »Die Preisforderungen der Bahngesellschaften sind für uns häufig kaum nachvollziehbar, da uns jeglicher Einblick in den Preisbildungsprozess verwehrt wird.“
Zwar existieren nach Aussage der Bahnunternehmen detaillierte Verkehrserhebungen, diese werden den Studierendenschaften allerdings nicht zugänglich gemacht. Vertragsverhandlungen zwischen Studierendenschaften und EVUs können somit nicht auf gleicher Augenhöhe geführt werden.
Neben der Preistransparenz in den Verhandlungen mit den EVUs möchte die Verkehrs-LAK die Schaffung eines landesweiten Bahnsemestertickets vorantreiben. Eine zentrale Organisation, wie zum Beispiel die Niedersachsentarif GmbH (NITAG), sollte dann, neben den regionalen Verkehrsverbünden, der ausschließliche Verhandlungspartner für ein landesweit gültiges Semesterticket sein, welches alle in Niedersachsen verfügbaren SPNV-Strecken beinhaltet. »Mit Einführung eines landesweiten Semestertickets kann sich der Arbeitsaufwand sowohl für die Studierendenschaften als auch für die Bahnunternehmen deutlich verringern«, erklärt Pascal Raynaud, Mitglied des Referates für Verkehr im AStA der Universität Osnabrück. Außerdem würde sich die bisher häufig gestellte Frage nach den Gültigkeitsbereichen der einzelnen Semestertickets sowohl für Zugbegleiter*innen als auch für Studierende erübrigen.