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Pressemitteilung der LandesAStenKonferenz Niedersachsen zu dem aktuellen Stand der Hochschulöffnungen

Posted in Pressemitteilung, Solidarsemester, and Stellungnahmen

Das Wintersemester 21/22 ist an den Niedersächsischen Hochschulen in vollem Gange. Wir als LandesASten Konferenz Niedersachen sind dankbar für die intensiven Bemühungen der Universitäten, ein weitestgehend in Präsenz stattfindendes und möglichst sicheres Studium zu ermöglichen. Um die aktuelle Situation einschätzen zu können, haben wir Rücksprache mit Studierenden verschiedener Niedersächsischen Hochschulen gehalten. Hierbei mussten wir feststellen, dass in einigen Aspekten flächendeckend noch Probleme auftreten, bei welchen die Universitäten an ihre Grenzen stoßen. 

Wir möchten uns daher mit der vorliegenden Stellungnahme an das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und die Landesregierung wenden und darum bitten, die Universitäten bei der Behebung der genannten Probleme zu unterstützen. Darüber hinaus möchten wir öffentlich auf die derzeitige Lage aufmerksam machen. 

Mangelnde Raumkapazitäten

Aufgrund der Raumnot an vielen Hochschulen ist es selten möglich, Abstände einzuhalten – dies betrifft sowohl Lernräume als auch Lehrveranstaltungen. Zudem fehlen Räume, an denen Studierende ungestört an Online-Lehrformaten teilnehmen können. Nehmen Studierende beispielsweise erst an einem kleinen Seminar in Präsenz teil und möchten direkt im Anschluss daran an einer Vorlesung teilnehmen, welche aufgrund ihrer hohen Teilnehmer*innenzahl online stattfindet, suchen sie teils vergebens nach einem Raum.

Wir fordern daher finanzielle Unterstützung des Landes, mit welcher Universitäten entsprechende Räume mit geeigneter technischer Ausstattung anmieten können. 

Mangelnder Datenschutz bei der Kontaktnachverfolgung

Die Lehrveranstaltungen in Präsenz bringen leider an einigen Standorten ein weiteres Problem mit sich. So werden nicht selten zum Zweck der Kontaktnachverfolgung bei einer Ansteckung mit Corona Anwesenheitslisten geführt. Als niedersächsische ASten haben wir uns schon häufig gegen die Einführung bzw. Wiedereinführung von Anwesenheitskontrollen einsetzen müssen und bleiben bei unserer Position, dass diese als Drangsalierung und Bevormundung den Interessen der Studierenden entgegenstehen. Deshalb sprechen wir uns klar gegen diese Art der Kontaktnachverfolgung aus, da es zu dieser datenschutzrechtlich unproblematische, anonymisierte Alternativen gäbe, zum Beispiel über QR-Codes oder Kontrolle von Externen, die nicht für die Lehre verantwortlich sind. Dies wird auch an einigen Standorten so praktiziert. Bei der Nachverfolgung über Anwesenheitslisten hingegen haben die Studierenden keine Gewissheit darüber, ob diese entsprechend der Datenschutzvorschriften tatsächlich nach drei Wochen gelöscht werden. Weiterhin sind die Fälle, in denen Lehrende über das Verbot von Anwesenheitskontrollen hinwegsetzen hinlänglich bekannt, die Nutzung der Listen über die bloße Kontaktnachverfolgung hinaus ist somit in einigen Lehrveranstaltungen zu befürchten. 

Deshalb fordern wir, dass diejenigen Hochschulen, die die Kontaktnachverfolgung wie beschrieben durchführen, noch im laufenden Semester auf eine datenschutzfreundliche, anonymisierte Alternative umzusteigen.

Kostenlose Schnelltests – Mehr Sicherheit für alle Universitätsmitglieder

Mit steigenden Inzidenzen treten trotz hoher Impfquoten immer wieder Coronafälle unter Studierenden auf. Wenngleich die Wahrscheinlichkeit, dass geimpfte Personen das Virus weitergeben, durch die Impfung erheblich reduziert ist, so kann dies dennoch nicht ausgeschlossen werden. Gerade zum Schutz von Risikogruppen ist es daher von hoher Bedeutung, dass alle Studierende weiterhin die Möglichkeit haben, sich kostenlos testen zu lassen. Nur so können infizierte Personen schnell identifiziert und die Gefährdung anderer Personen verhindert werden. 

Die Umfrage des AStA der Universität Lüneburg ergab, dass sich 48% der geimpften Studierenden bei einem kostenlosen Testangebot weiter testen lassen würden. Bei einem kostenpflichtigen Testangebot lag die Bereitschaft unter 1%*. Zwar besteht die Möglichkeit zum Selbsttest, jedoch ist die Hemmschwelle deutlich höher, sich diesen extra zu besorgen, als wenn man den Test schnell und unkompliziert direkt zwischen Lehrveranstaltungen an der Uni durchführen lassen kann.

Darüber hinaus unterscheiden sich die Niedersächsischen Hochschulen sehr stark in ihren Testangeboten für Studierende: Während einige Universitäten Selbsttests bereitstellen und einen Selbsttest unter Aufsicht ermöglichen** und einige Universitäten eine Teststation mit kostenlosen Tests für Studierende und Mitarbeiter:innen anbieten*** ist es Studierenden an anderen Universitäten nicht möglich, sich kostenfrei zu testen. Dies führt zu Ungerechtigkeiten für Studierende zwischen den einzelnen Hochschulen.

Wir appellieren daher an die Landesregierung, landesweit kostenlose Schnelltests für alle Studierenden anzubieten, um alle Universitätsmitglieder zu schützen und Infektionsketten gezielt nachverfolgen und eindämmen zu können. 

Hybride Lehrformate für sichere Teilnahme für Risikogruppen und Studierende in Quarantäne

Aufgrund der zunehmenden Infektionszahlen auch an Hochschulen kommt es immer wieder vor, dass sich Studierende in Quarantäne begeben müssen. Eine besondere Herausforderung stellt eine mögliche Quarantäne für Studierende mit Kindern dar. Während der Pandemie kam es bereits mehrfach zur Schließung von Kitas und Schulen bzw. zur Quarantäne für ganze Klassen oder Jahrgänge. Dies machte es erforderlich, dass Eltern zu Hause bleiben mussten, um ihre Kinder zu betreuen. Diese Situation kann auch im kommenden Winter auftreten. Zudem gehören einige Studierende Risikogruppen an, für die derzeit keine Impfempfehlung vorliegt oder welche sich trotz Impfung in Räumen mit vielen Personen nicht sicher fühlen. Eine verpflichtende Online-Übertragung aller Lehrveranstaltungen würde Studierenden in Quarantäne sowie Studierenden aus Risikogruppen eine sichere Teilnahme von Zuhause aus ermöglichen. 

Wir halten es für keine geeignete Lösung, wenn Studierende das hybride Angebot von ihren Dozierenden selbst einfordern müssen, da die Teilnahme an der Lehrveranstaltung dann ausschließlich von dem*der jeweiligen Dozent*in abhängt und dies für einige Studierende eine sehr unangenehme Situation darstellen kann.

Wir konnten feststellen, dass an jenen Universitäten, an denen bereits hybride Lehre angeboten wird, ein Großteil der Studierenden die Präsenzlehre wahrnimmt und das Online-Angebot für die genannten Gruppen eine sichtliche Erleichterung ihrer Lebenssituation darstellt. 

Wir fordern daher die Regierung auf, die finanziellen Mittel für die Anschaffung der notwendigen Technik bereit zu stellen und eine verpflichtende Online-Übertragung der Lehrveranstaltungen zu beschließen.

Ermöglichung des studentischen Alltags

Viele Studierende freuen sich über die Möglichkeit, die Lehrveranstaltungen in Präsenz zu besuchen und sich dabei mit Kommiliton:innen auszutauschen. Sicherlich wünschen sich die meisten eine Rückkehr in einen möglichst normalen Alltag. Doch die Realität sieht derzeit leider noch anders aus. Das ständige Tragen der medizinischen Maske kann an langen Tagen in der Hochschule sehr ermüdend wirken. Wir fordern daher die Hochschulen und Universitäten dazu auf, Lernecken mit ausreichender Belüftung zur Verfügung zu stellen, in denen die Masken abgenommen werden können. Zudem fordern wir die Landesregierung auf, die entsprechenden Mittel bereit zu stellen, mit denen Hochschulen Luftfilteranlagen anschaffen und damit eine sichere Durchlüftung der Räume ermöglichen können.

Ein weiterer wichtiger Teil des studentischen Alltags und des Miteinanders ist das Essen in der Mensa oder Cafeteria. Hierfür sollten diese wieder regulär geöffnet werden.

Klar ist also: Bei der Umsetzung der Öffnungen der Hochschulen gibt es an einigen Standorten noch große Probleme, die auch mit der fehlenden Unterstützung vom Land Niedersachsen zusammenhängen. Wir appellieren daher erneut an die Landesregierung, die Hochschulen dringend in den genannten Punkten zu unterstützen, um ein sicheres Präsenzsemester unter Coronabedingungen zu ermöglichen.

*https://www.asta-lueneburg.de/post/ergebnisse-der-umfrage-zum-kommenden-wintersemester-9497/

** siehe Uni Oldenburg: https://uol.de/info-coronavirus/studierende ; siehe Uni Clausthal: https://www.tu-clausthal.de/corona

*** siehe Uni Göttingen: https://www.uni-goettingen.de/de/631931.html